Dienstag, 16. September 2008

Streiks und Job-Sorgen im Bankengewerbe

Die Branche ist ohnehin im Aufruhr, da drücken abgebrochene Tarifgespräche auf die Stimmung. Die Arbeitgeber wollen Variabilität beim Gehalt, die Gewerkschaft acht Prozent mehr und Kündigungsschutz. In NRW wird deshalb gestreikt.Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der privaten und öffentlichen Banken sind ohne Ergebnis beendet worden. Dies teilten beide Seiten am Dienstagabend mit. Wie es nach der vierten Verhandlungsrunde weitergehen sollte, war aber zunächst unklar. Ein Verdi-Sprecher sagte, am Abend sollte die Verdi-Tarifkommission das Scheitern der Verhandlungen noch offiziell feststellen. Eine andere Sprecherin verwies allerdings auf eine fünfte Verhandlungsrunde. In jedem Fall soll nach Angaben der Gewerkschaft der Streik in Nordrhein-Westfalen am Mittwoch unvermindert fortgesetzt werden.

Als Grund für das ergebnislose Ende der Verhandlungen gab der Verdi-Sprecher an, die Arbeitgeberseite habe auf einer Variabilisierung der Gehälter bestanden, was für die Gewerkschaft nicht verhandelbar gewesen sei. Der Arbeitgeberverband erklärte, Verdi habe keine Bereitschaft gezeigt, die seit sechs Jahren bestehende Möglichkeit zur Variabilisierung der Vertriebsgehälter praxisgerecht anzupassen. «Die Blockadehaltung von Verdi in diesem Punkt hat eine Fortsetzung der Verhandlungen unmöglich gemacht», sagte Verhandlungsführer Heinz Laber.
Verdi kritisierte dagegen, dass es seitens der Arbeitgeber keine Zusagen zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen gegeben habe und auch kein neues Gehaltsangebot. Die Gewerkschaft fordert für die 250.000 Beschäftigten des Bankgewerbes unter anderem acht Prozent mehr Geld, einen zwölfmonatigen Kündigungsschutz und keine dauerhafte Samstagsarbeit. Trotz der ergebnislosen Verhandlungen empfehlen die Arbeitgeber ihren Mitgliedsunternehmen nun, die Tarifgehälter für Mitarbeiter und Auszubildende zum 1. November um 2,5 Prozent zu erhöhen. «Der Tarifstreit mit Verdi soll nicht auf dem Rücken der Beschäftigten austragen werden», erklärte Laber.
250 Filialen blieben geschlossen
An den Warnstreiks in Nordrhein-Westfalen beteiligten sich am Dienstag laut Verdi rund 3000 Angestellte. Rund 250 Bankfilialen blieben demnach den ganzen Tag über geschlossen. Die Tarifgespräche waren im Juli in dritter Runde ergebnislos abgebrochen worden. Die Gewerkschaft hatte das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot als «völlig unzureichend» zurückgewiesen.
Da sich die Bankenlandschaft in einem gravierenden Umbruch befinde, benötigten die Beschäftigten dringend eine angemessene Gehaltserhöhung, Kündigungsschutz und verbindliche Regelungen zum Vorruhestand, hieß es von Verdis Seite. Im Zuge der Übernahme der Dresdner durch die Commerzbank sollen insgesamt 9000 der fast 62.000 Arbeitsplätze wegfallen. In Deutschland sind nach Angaben der Commerzbank rund 6500 Stellen betroffen. Bislang beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft über 10.000 Bankangestellte an den Warnstreiks.
Arbeitgeber sind unbeeindruckt
Wegen der Ausstände am Dienstag in zahlreichen nordrhein-westfälischen Städten sei es erneut zu massiven Störungen und zum Teil langen Warteschlangen bei den Banken gekommen, erklärte Verdi. Der Arbeitgeberverband zeigte sich davon jedoch wenig beeindruckt. Die Auswirkungen durch die Warnstreiks hielten sich in einem überschaubaren Rahmen, sagte der Geschäftsführer im Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes, Carsten Rogge-Strang.

(AP)

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