Mittwoch, 17. September 2008

HBOS gerettet

Der taumelnde britische Baufinanzierer HBOS kann aufatmen: Der britische Finanzkonzern Lloyds TSB übernimmt für rund 15 Milliarden Euro das Unternehmen. Von einer "Zwangshochzeit" könne keine Rede sein.

Die HBOS-Aktionäre sollen für jede Aktie 0,83 Lloyds-Aktien erhalten. Damit wird HBOS mit insgesamt 12,2 Milliarden Pfund (15,4 Milliarden Euro) bewertet. Oder 232 Pence (2,92 Euro) je Aktie. Das sind etwa 42 Prozent mehr als der Schlusskurs vom Mittwoch. Prompt sprang die HBOS-Aktie zum Handelsstart am Donnerstag um 29 Prozent nach oben auf fast 190 Pence. Die Papiere von Lloyds fielen dagegen um acht Prozent auf 255 Pence. Gestern war bereits über ein Gebot von Lloyds spekuliert worden. Die BBC hatte von einem möglichen Kaufpreis von 300 Pence je Aktie erfahren.
Neuer britischer Banken-GigantMit der Übernahme entsteht ein neuer Banken-Gigant in Großbritannien. Lloyds TSB und HBOS verfügen zusammen über einen Anteil von fast einem Drittel am britischen Hypothekenmarkt. Dennoch dürften die Wettbewerbshüter den Deal nicht blockieren, weil er von der Regierung unterstützt wird. Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hatten die Aktien von HBOS mehr als 70 Prozent ihres Werts verloren. Wegen aufkommender Gerüchte, die Liquidität des britischen Baufinanzierers würde nicht mehr ausreichen, war am Mittwoch die Aktie erneut stark eingebrochen. Erst die Übernahmespekulationen hatten die Kursverluste gemildert. Keine Liquiditätsprobleme? HBOS hatte stets betont, es gebe keine Liquiditätsprobleme. Auch die britische Finanzaufsicht hatte erklärt, die Bank sei sicher und mit ausreichend Kapital ausgestattet. Die britische Hypothekenbank hatte im Zuge der Hypothekenkredit-Krise im ersten Halbjahr einen Gewinneinbruch erlitten und nur noch 931 Millionen Pfund (1,2 Milliarden Euro) verdient. Bei Lloyds war der Gewinn noch stärker zurückgegangen – um 643 Prozent auf 576 Millionen Pfund (725 Millionen Euro). Zu leichtfertig Kredite vergeben Die britischen Hypothekenbanken leiden unter den stark fallenden Hauspreisen in Großbritannien. So gaben die Immobilienpreise in der ersten Jahreshälfte 2008 um 8,5 Prozent nach. Viele Eigenheimbesitzer sind in ernsten Zahlungsschwierigkeiten, da sie der Bank wegen des Preisverfalls inzwischen mehr Geld schulden, als ihre Immobilie wert ist. Die britischen Baufinanzierer haben ähnlich wie ihre Branchenkollegen in den USA in den Boom-Zeiten zu leichtfertig Kredite auch an einkommens- und eigenkapitalschwache Käufer vergeben.

Quelle: boerse.ard.de

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