Freitag, 12. September 2008

Postbank wird teurer

Die Deutsche Bank muss für ihren Einstieg bei der Postbank Finanzkreisen zufolge tiefer in die Tasche greifen als zuletzt erwartet. Mehrere mit der Vereinbarung vertraute Personen sprachen von einem Kaufpreis für den knapp 30-prozentigen Anteil von 2,7 bis 2,8 Mrd. Euro. Die größte deutsche Bank zahle der Deutschen Post um die 57 Euro je Aktie, was mehr als zehn Euro über dem aktuellen Kurs läge. Damit würde die Postbank insgesamt mit mehr als neun Mrd. Euro bewertet. Analysten hatten zuletzt einen Preis von lediglich gut 50 Euro erwartet. Die Post lud für 14.00 Uhr zu einer Pressekonferenz nach Bonn ein. Nach Medieninformationen werden Post-Chef Frank Appel und seine Deutsche-Bank-Kollege Josef Ackermann gemeinsam auftreten. Alles läuft nach Angaben aus Finanzkreisen auf einen Verkauf in zwei Schritten hinaus. Nach dem Erwerb eines Minderheitsanteils werde die Deutsche Bank später die restlichen gut 20 Prozent der Post an der Bank kaufen und dann ein Angebot an die übrigen Aktionäre abgeben. Dies reduziere zunächst den Finanzierungsbedarf. Appel wiederum hoffe, so noch von künftigen Kurssteigerungen profitieren zu können. Experten erwarten wegen der Übernahme auf Raten vorerst keine größeren Stellenstreichungen. Die Gewerkschaft Verdi rechnet dagegen über kurz oder lang mit dem Abbau tausender Arbeitsplätze. Deutsche Bank vergrößert Abstand Die Preisfrage war in den Verhandlungen der Post mit der Deutschen Bank bis zuletzt der Hauptknackpunkt. Ursprünglich hatte der Logistikkonzern einen zweistelligen Milliardenbetrag angepeilt, doch der Postbank-Aktienkurs ist in den vergangenen Monaten vor allem im Zuge der Finanzkrise um bis zu 30 Prozent eingebrochen. Wegen auseinanderklaffender Preisvorstellungen waren die Gespräche zeitweise sogar zum Erliegen gekommen. Auch die spanische Bank Santander gab ein vorläufiges Gebot ab und zwar für die gesamte Postbank, was in letzter Minute den Preis noch einmal nach oben getrieben haben könnte. Mit dem Kauf der Postbank steigt die Deutsche Bank auch zur mit Abstand größten Filialbank in Deutschland auf. Zusammen kämen sie auf fast 25 Mio. Privatkunden, wobei ein Großteil der Postbank-Kunden als wenig aktiv gilt. Die Übernahme ist bereits die zweite große Bankenfusion in Deutschland innerhalb weniger Wochen. Ende August hatte die Commerzbank angekündigt, die Dresdner Bank für knapp zehn Mrd. Euro zu übernehmen. Wohl kein großer Jobabbau Bei einem Zusammenschluss von Deutscher Bank und Postbank würden nach Ansicht des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) weniger Arbeitsplätze wegfallen wie bei der bereits perfekten Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank. Da die Deutsche Bank ihr Privatkundengeschäft weiter ausbauen wolle, würden voraussichtlich nur wenige Beschäftigte mit direktem Kundenkontakt im Zuge einer vollständigen Postbank-Übernahme das Institut verlassen müssen, prognostizierte ZEW-Wissenschaftler Matthias Köhler. Stellenstreichungen kämen mittel- bis langfristig vor allem auf die Verwaltung zu. Ohnehin habe die Gewerkschaft Verdi kürzlich für Mitarbeiter in den Postbank-Filialen einen Kündigungsschutz bis 2011 vereinbart. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet dagegen, dass bei einem Verkauf der Post-Tochter an die Deutsche Bank Tausende Arbeitsplätze verloren gehen. Bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank fallen 9000 Stellen weg, 6500 allein in Deutschland.

Quelle: n-tv.de

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