Mittwoch, 27. August 2008

Entführer sudanesischen Flugzeugs halten Besatzung fest

Tripoli (Reuters) - Die Entführer eines sudanesischen Flugzeugs haben nach offiziellen Angaben alle Passagiere und zwei Frauen der Besatzung freigelassen.
Die Geiseln konnten die im libyschen Kufra stehende Maschine am Mittwoch verlassen, wie die libysche Luftfahrtbehörde mitteilte. Sechs Besatzungsmitglieder mussten den Angaben zufolge im Flugzeug bleiben. Die Entführer hätten ihre Forderung wiederholt, dass die Maschine aufgetankt werde und nach Paris weiterfliege. Die sudanesische Luftfahrtbehörde erklärte, die Entführer wollten in Frankreich um Asyl bitten. In Kufra gingen indes die Verhandlungen weiter, um die Entführer zum Aufgeben zu überreden, meldete die amtliche libysche Nachrichtenagentur Jana.
Die Boeing 737-200 war am Dienstag auf dem Weg von der westsudanesischen Krisenregion Darfur in die Hauptstadt Khartum entführt worden und später nach Libyen weitergeflogen. Nach Angaben libyscher Behörden befanden sich 95 Passagiere an Bord der Maschine. Über die Identität der Entführer und ihre Motive herrscht Unklarheit. Die libyschen Behörden gingen von mindestens zehn Geiselnehmern aus.
Nach Informationen der Agentur Jana haben sich die Entführer als Mitglieder einer Rebellengruppe der Sudanesischen Befreiungsbewegung ausgegeben. Der Pilot habe gesagt, sie wollten zu dem Anführer der Gruppe namens Abdel Wahed Mohammed al-Nur, der in Paris lebe, meldete Jana. Nurs Rebellengruppe bestreitet jedoch, dass die Entführer zu ihnen gehören. Eine andere Gruppierung der Befreiungsbewegung, die im Gegensatz zu Nurs Gruppe einen Friedensvertrag mit der sudanesischen Regierung abgeschlossen hat, teilte mit, unter den Passagieren seien sieben ihrer Mitglieder.
In der sudanesischen Provinz Darfur herrscht seit etwa fünf Jahren Bürgerkrieg. Ausgebrochen war er zwischen regierungsnahen Milizen und Rebellen. Inzwischen sind die Aufständischen in mehr als ein Dutzend Gruppierungen zersplittert, die sich teilweise gegenseitig bekämpfen. Nach Schätzungen ausländischer Experten sind in den Auseinandersetzungen 200.000 Menschen getötet worden, 2,5 Millionen wurden aus ihren Dörfern vertrieben.

http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEKOE74801320080827

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